Der Kniefall von Warschau

Auf seinem Grabstein auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf steht nur sein Name. Willy Brandt. Das reicht für einen Bundeskanzler und Nobelpreisträger. Für seinen Kniefall 1970 für die Opfer des Warschauer Gettoaufstandes bekam Willy Brandt den Friedensnobelpreis.

By Bundesarchiv, B 145 Bild-F057884-0009 / Engelbert Reineke / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de, Ein gemeinfreies Bild des Kniefalls von Warschau gibt es leider nicht.

Ein feuchter, grauer Tag ist es, als Willy Brandt am 7. Dezember 1970 in der Hauptstadt Polens das Mahnmal für die Opfer des Aufstands im Warschauer Ghetto besucht. Mit ernstem, fast maskenhaftem Gesichtsausdruck schreitet er zu dem expressionistischen Bronzedenkmal und legt einen großen Kranz mit weißen Nelken nieder. Brandt zupft die Schleife zurecht, tritt ein paar Schritte zurück, dann sinkt er unvermittelt auf die Knie. Bundesaußenminister Walter Scheel, der rechts hinter ihm steht, ist ebenso überrascht wie der polnische Ministerpräsident Jozef Cyrankiewicz; selbst Brandts engster Vertrauter, Staatsekretär Egon Bahr ist irritiert.
Etwa eine halbe Minute kniet er vor dem Mahnmal. Es sieht aus, als brauche er alle Kraft, um Tränen niederzukämpfen.“
Die Bilder des auf dem Platz der Helden des Ghettos knienden Bundeskanzlers, des Deutschen, der sich vor den Opfern der Deutschen verneigt, bergen eine Dramatik, die in der Politik selten ist (einestages/spiegel.de (gekürzt)).

Meine Skepsis gegen die Mächtigen und die Motive der Menschen lässt mich zweifeln, dass es sich um eine spontane Geste gehandelt hat. Der Eindrücklichkeit der Szene tut das freilich keinen Abbruch.

Wann brechen wir wegen unserer Schuld vor Gott zusammen und suchen seine Gnade und Vergebung? Wann verlassen wir die Staatsräson, in der wir uns vor Gott nur verneigen, ohne Umkehr und ohne echten Zerbruch? Gott allein ist heilig und wir Menschen sind Wesen aus Staub und Lehm, unser Herz eine Grube aus Schmutz und Schuld.

Aus dem Wasser gezogen

Und als das Kind groß geworden war, da brachte sie es der Tochter des Pharao, und es wurde ihr Sohn, und sie gab ihm den Namen Mose. Denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.

2. Mose 2,10
Schilfmeer

Der neugeborene Mose entging dem durch den Pharao angeordneten Tod (vgl. 2. Mose 1,22), indem seine Mutter ihn in ein Kästchen im Schilf legte und dieses durch die Tochter des Pharao gefunden und aus dem Nil herausgezogen wurde.

Natürlich ist die Datierung der Geburt Moses und des späteren Auszugs aus Ägypten schwierig, Relativ sicher ist aber, dass sich dies während der 18. ägyptischen Dynastie im 16. und 15. Jahrhundert vor Christus ereignete. Pharaonen dieser Zeit sind Ahmose I, Amenhotep I. und Thutmose I. II. und III.

Die Namensendung „-mose“ bei Ahmose und Thutmose bedeutet dabei so viel wie „geboren“ oder, wie es der Bibeltext sagt, „aus dem Wasser gezogen“. Dieser Endung ist bei den Namen der Pharaonen jeweils ein Gott vorangestellt. Der Pharao ist also von dem Gott „Thut“ oder Ah aus dem Wasser gezogen worden. Ah ist der Name des Mondes, Thot oder Thut ist der Name des Gottes der Weisheit.

Thutmose bringt in seinem Namen daher zum Ausdruck, dass er von Thut geboren oder aus dem Wasser gezogen wurde. Das Wasser ist im alten Ägypten ein Ausdruck für ein Element, aus dem alles entsteht.

Wie umsichtig hat Gott die Rettung des Mose geplant! Die Tochter des Pharao findet das Körbchen mit Mose im Wasser. Ihr muss dieses Bild des „aus dem Wasser Ziehens“ sofort in den Sinn gekommen sein. Ein Knabe der aus dem Wasser gezogen wird muss etwas besonderes sein. Sie nennt ihn wie die Pharaonen „Mose“. Aber nicht ein ägyptischer Gott hat ihn aus dem Wasser gezogen. Er ist ein Kind der Hebräer.