Diagoras von Melos: Die Götter müssen verrückt sein

Diagoras von Melos gilt als der erste Atheist der Antike. Im 5 Jahrhundert vor Christus schrieb Diagoras zwar zunächst religiös inspirierte Lyrik. Aber bald wird er für seine konsequente Ablehnung des Götterglaubens der Griechen bekannt.

Über die Ursachen seines Wandels zum Atheisten gibt es verschiedene Interpretationen. Eine Version sieht den Grund darin, dass Diagoras als Schüler des Demokrit zur Überzeugung gelangte, dass religiöse Vorstellungen aus dem Schrecken über fürchterliche Naturerscheinungen entspringen. Eine andere besagt, dass er zum Atheisten wurde, als ein Schüler ihn bestahl und danach ein glückliches Leben führte, anstatt von den Göttern für die Tat und das anschließende Leugnen derselben, bestraft zu werden. Andere sagen, erst die Versklavung seiner Heimatinsel Melos 416 v. Chr. führte zur endgültige Hinwendung des Diagoras zum Atheismus.

Diagoras auf der Flucht, gemalt von Raffaello Sanzio (1509). Original uploader was User:Jic, new version User:FranksValli. –
Wegen seiner Äußerungen wurde Diagoras auf einer Stele zur Suche ausgeschrieben – Tod oder Lebendig -.

Wie nah uns diese Gründe anspringen!

Die Aufgeklärtheit des modernen Menschen steht weit über den alten religiösen Zöpfen. Aber auch die Frage, der Gerechtigkeit Gottes und die Frage nach dem Leid.

Cicero überliefert folgende Anekdote über Diagoras:

Ein Freund zeigte Diagoras Tafeln mit der Darstellung von Menschen, die Schiffbruch erlitten haben und daraus gerettet worden sind. Auf die Frage, ob er daraus nicht erkenne, dass die Götter sich sehr wohl um die Menschen kümmern, antwortet Diagoras: „Ja. Aber nirgends sind die Menschen dargestellt, die nicht aus Seenot gerettet wurden, sondern im Meer umgekommen sind.

Cicero, De Natura Deorum, iii 89 

Jeder Mensch muss eine Antwort auf diese Fragen finden. Aber kein Gott ist auch keine Lösung.

Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde waren vergangen, und das Meer ist nicht mehr. (…)Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein, und Gott selbst wird bei ihnen sein, ihr Gott. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen.

Offenbarung 21,4